Das Treffen des World Economic Forum gehört nicht nur bei Politikern und Wirtschaftslenkern als fester Anker in den Terminplan: Auch Journalisten aus aller Welt berichten sehr ausführlich von dieser Privatveranstaltung. Nur zu wenigen Zeitpunkten sind so viele Entscheidungsträger höchster Ebene aus Politik und Wirtschaft versammelt: Innovative Denkansätze speisen Schlagzeilen, rufen aber auch Kritik hervor. Wesentliche Vorwürfe dabei sind die Intransparenz der Veranstaltung und die fehlende demokratische Legitimation.
Das Weltwirtschaftsforum sucht nach Lösungen für drängende Probleme
Klaus Schwab, Gründer des Weltwirtschaftsforums, beschreibt die Agenda des Treffens in Davos Im Hinblick auf
fünf strategische Prioritäten bzw. drängende Fragen. Von denen einige schon in der aktuellen Nachrichtenlage angekommen sind, andere allerdings den meisten Menschen nur am Rande bekannt sein dürften.
Unter der Überschrift „Responsive und responsible Leadership„ (übersetzt: reaktionsschnelle und verantwortliche Führung) wird sich die diesjährige Tagung mit den aktuellen Herausforderungen und Risiken befassen, die die Welt in den letzten Jahren wesentlich unsicherer gemacht hätten.
Die Einflüsse der künstlichen Intelligenz bzw. Industrie 4.0 und deren Beherrschung werden ebenso genannt wie die Notwendigkeit einer weltweit koordinierten Zusammenarbeit zwischen Staaten und Privaten. Weil die staatlichen Akteure ohne Industrie- und Wissenspartner bei der Problemlösung überfordert wären.
Darüber hinaus steht – wie fast schon gewohnt – die Frage des Wirtschaftswachstums ebenso im Fokus wie die optimale Marktwirtschaftsordnung.
Gemeinsames Nachdenken mit nur indirektem Einfluss auf die Welt
Das Jahrestreffen des World Economic Forum wird lautstark kritisiert, manchmal kommt es auch zu gewalttätigen Demonstrationen oder Übergriffen. Immer wieder wird in Schlagzeilen von der „Festung Davos“ gesprochen, die für Nicht-Teilnehmer der Veranstaltung de facto nicht erreichbar wäre.
Zwar hochkarätig besetzt, aber dennoch nicht unter der Schirmherrschaft oder dem Logo der Vereinten Nationen oder der EU. Neben den offiziellen Gipfeldokumenten, die veröffentlicht werden, findet also sehr viel informeller Gedankenaustausch statt. Auch der Ost-West-Dialog wird hier gepflegt.
Kein direkter politischer Einfluss
Im Rückblick auf die früheren Veranstaltungen sind große Teile der Kritik aber unberechtigt gewesen: In Davos werden keine Gesetze oder Verordnungen erlassen, es treffen sich lediglich hohe Repräsentanten der Politik und der Wirtschaft. Genaugenommen ist das WEF eine Privatveranstaltung.
Kann das WEF ein Brückenbauer zwischen den Kontinenten sein?
Nur wer eine Glaskugel besitzt, der könnte die Zukunft des WEF und seinen Einfluss auf die Welt exakt prognostizieren. Angesichts der zunehmenden Spannungen zwischen den USA und Russland könnte es aber durchaus zu einer neuen Eiszeit zwischen den Supermächten kommen.
Dann könnten Dialog-Plattformen wie das WEF, die Treffen der acht größten Länder gemessen an der Wirtschaftsleistung („G 8“) als zusätzliche informellere Instrumente zu den Vereinten Nationen noch weiter an Bedeutung gewinnen.
Eine wesentliche Voraussetzung ist aber eine zunehmende Transparenz der Veranstaltung. Dann kann das WEF durchaus ein Brückenbauer in schwieriger Zeit sein.
Video: Das WEF
Interessante Veranstaltung – nicht nur für Politikinteressierte
Die Schlagzeilen rund um das WEF können durchaus eine interessante Lektüre sein. In Ihnen spiegeln sich die aktuellen Entwicklungen des vergangenen Jahres wieder und sie werden auch einige Zukunftstrends enthalten und kommunizieren.
Viele Leserinnen und Leser haben beispielsweise noch keine wirkliche Vorstellung von der Industrie 4.0 oder dem Einsatz von künstlicher Intelligenz. Wer die Reportagen ansieht und sich nicht zu sehr auf die Begleitumstände konzentriert, der kann vielleicht sogar das eine oder andere interessante Zitat oder eine interessante Idee aufgreifen.
Titelbild: © istock.com – astra490
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