Auch im Börsenjahr 2016 stehen die Aussichten recht gut, dass sich der bereits seit Längerem zu beobachtende Aufwärtstrend bei den Kursen fortsetzt – davon ist zumindest die Mehrzahl der Analysten in bekannten Finanzhäusern überzeugt. Allerdings wird die Börsenentwicklung fragiler. Die Gefahr, dass Unwägbarkeiten einen Strich durch die Rechnung machen, steigt.

Börsenjahr 2015 – trotz China-Krise positiv

Bei einem Blick zurück auf das Börsenjahr 2015 ist bereits eindeutig erkennbar, dass andauernde Kursanstiege keineswegs selbstverständlich sind. Der DAX liegt auf Jahressicht zwar gut neun Prozent über dem Niveau zum Jahresbeginn. Doch mit einem Stand nahe 11.000 Punkten zum Jahreswechsel bewegt er sich noch deutlich unter dem Höchstwert von fast 12.400 Punkten im April.

Der nachhaltige Einbruch der chinesischen Konjunktur mit den folgenden Börsenturbulenzen im Spätsommer und Herbst sorgte zunächst für eine deutliche Stimmungseintrübung. Erst die „Jahresendrallye“ trieb den DAX wieder nach oben, so dass Aktionäre im Schnitt recht zufrieden in das Börsenjahr 2016 starten können.

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Der DAX 2016 – EZB schafft günstiges Umfeld

Die Entwicklung des DAX im neuen Jahr wird maßgeblich von der Weltkonjunktur, dem Wirtschaftswachstum in Deutschland und Europa sowie von der EZB-Geldpolitik bestimmt werden. Letztere ist am einfachsten zu kalkulieren. EZB-Chef Draghi hat deutlich gemacht, dass er die Politik des billigen Geldes weiter fortsetzen wird. Das Anleiheaufkaufprogramm wird sogar nochmal verlängert. Niedrige Zinsen und lockere Geldpolitik sind prinzipiell gute Voraussetzungen für steigende Kurse. Auch 2016 wird mangels lohnender Anlagealternativen daher viel Kapital an die Börsen strömen und für positive Impulse sorgen. Da die deutschen Wirtschaftsaussichten in 2016 ebenfalls weiterhin erfreulich sind, stimmt auch der gesamtwirtschaftliche Rahmen für den deutschen Aktienmarkt.

Berater Tipp

Schwieriger ist die Situation im übrigen EU-Raum. Hier stockt nach wie vor die wirtschaftliche Erholung. Wichtige Länder wie Frankreich oder Italien haben immer noch mit Reformstau zu kämpfen. Dass die EZB-Geldpolitik wirkt, muss sich erst noch erweisen. Ebenfalls unsicherer geworden ist die Weltkonjunktur. China und andere Schwellenländer zeigten 2015 ökonomische Schwächeerscheinungen. Inwieweit die Konsolidierung und die Wiederaufnahme der wirtschaftlichen Dynamik gelingen, ist schwer einzuschätzen. Zumindest bieten niedrige Rohstoffpreise – insbesondere beim Öl – dafür ein günstiges Umfeld.

US-Börse 2016 – im Zeichen der Zinswende

Am US-Aktienmarkt ist die Situation etwas anders als in Deutschland und Europa. Mit der jüngsten Leitzinserhöhung hat die amerikanische Fed deutlich gemacht, dass sie zu einer etwas restriktiveren Geldpolitik zurückkehren möchte. Weitere – wenn auch moderate – Zinserhöhungen im Verlauf des Jahres 2016 könnten folgen. Die US-Notenbank wird dabei darauf achten, die an und für sich robuste Konjunktur in den Vereinigten Staaten nicht zu gefährden. Von den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen her sind die Aussichten für die US-Börse daher ebenfalls durchaus positiv, allerdings könnten weiter steigende Zinsen den Kursanstieg etwas bremsen.

Ob in den USA und Europa – unberechenbare Größen bleiben auch 2016 die vielen ungelösten Konflikte auf dem Globus. Die gefährliche Lage im Nahen Osten und Afghanistan, die IS-Bedrohung und der weiter schwelende Russland-Ukraine-Streit sind Unsicherheitsfaktoren, die bei Eskalationen auch spürbare Wirkungen an den Börsen entfalten können. Hier Prognosen abzugeben, ist nahezu unmöglich.

Steigende Kurschancen und Kursrisiken

In der Gesamtbetrachtung der unterschiedlichen Einflussgrößen rechnen die Experten für den DAX im Jahre 2016 nochmal mit einem Steigerungspotential von elf Prozent. Ein DAX von knapp unter 12.000 Punkten zum Jahresende könnte daher realistisch sein. Beim Dow Jones-Index – dem maßgeblichen US-Aktienindex – gehen die Fachleute im Schnitt von einem mäßigeren Sechs-Prozent-Plus aus. Die Kursvolatilität dürfte 2016 tendenziell zunehmen.

Titelbild: © istock.com – ene