Deutschland hat gewählt, aber eine endgültige Regierung gibt es nicht. Da es den einzelnen Parteien an Stimmen mangelt, eine Neuwahl aber ausgeschlossen wird, kommt es nun zu sogenannten GroKo Verhandlungen. Doch was steckt eigentlich hinter diesem Akronym?

Das Problem mit der großen Koalition

Die Regierungsbildung lässt nach wie vor auf sich warten, Verhandlungen gibt es zwar, aber bisher kein Ergebnis. Angestrebt wird die große Koalition, auch GroKo genannt. Dahinter steckt nichts anderes als eine Koalition der größten Parteien im Bundestag. Nach der Wahl 2017 sind dies die CDU/CSU und die SPD, die Linke und die Grünen gehen dabei in die Opposition und alles ist wie gehabt. Oder vielleicht auch nicht, denn eigentlich will die SPD nicht mehr zusammen mit der CDU/CSU regieren, zu groß war die Demütigung nach der Wahlschlappe 2017 von ungefähr 20%.

Jetzt heißt es also für Angela Merkel, die übrigens nach wie vor die deutsche Bundeskanzlerin ist, Fingerspitzengefühl beweisen und die Partei rund um Walter Steinmeier auf ihre Seite zu ziehen. Die GroKo Verhandlungen laufen, der Ausgang ist ungewiss, doch auch Neuwahlen will die Kanzlerin nicht und auch eine Jamaika-Koalition kommt nicht in Frage.

Die Eckpfeiler der GroKo Verhandlungen

Immerhin ist die SPD zu Gesprächen bereit, willigte in einen Sonderparteitag ein und zieht es wohl – wenn auch zähneknirschend – in Betracht zusammen mit Angela Merkel zu regieren.
Ungefähr 440.000 SPD Mitglieder müssen von der Idee der GroKo überzeugt werden und es kann davon ausgegangen werden, dass die Verhandlungen nicht einfach werden. In verschiedenen Punkten müssen Kompromisse gefunden werden, bei anderen wird die SPD hart bleiben.

Unter anderem fordert die SPD folgende Änderungen von der Union:

Kanzlerin Merkel hat bereits die Bereitschaft zu Kompromissen signalisiert, auch wenn ihrer Ansicht nach noch einiges zu klären ist. Übersetzt bedeutet das wohl für die deutschen Wähler, dass noch viel Wasser in die Ostsee fließen wird, bis die Sondierungsvereinbarungen endgültig stehen und es zur GroKo kommen kann. Und dabei braucht Angela Merkel die große Koalition ganz dringend, nicht allein deshalb, da bereits Stimmen laut werden, die ihren Rücktritt fordern.

Die schwindende Wählerschaft der einstigen Volksparteien

53,5 % der Stimmen haben SPD und Union zusammen von den Wählern erhalten. Ein trauriges Ergebnis, waren es doch in den siebziger Jahren noch mehr als 90% die die beiden Parteien erhielten. Die Volkspartei an sich gibt es also nicht mehr, das Vertrauen der Wähler ist erschüttert und auch die endlosen GroKo Verhandlungen dienen nicht dazu, das Volk zu besänftigen.
Die Union hat letztes Jahr 14% ihrer Wählerstimmen verloren, viele sehen Angela Merkel daher als gescheitert an und wollen, dass die SPD den Karren aus der Misere zieht. Zu tief sitzt die unendliche Geschichte über die Flüchtlingspolitik von Kanzlerin Merkel im Bewusstsein der Wähler.

Doch auch die Sozialdemokraten überzeugten nicht mit ihrem Wahlergebnis, weigern sich Merkels Notnagel zu sein. Die Kanzlerin will im Gegensatz zur SPD keine soziale Gerechtigkeit – so Martin Schulz im Wahlprogramm – und auch viele der einst treuen Wähler sehen das so. Doch auch der SPD traut man anscheinend nicht über den Weg, sonst hätte man ein besseres Wahlergebnis erzielt. Gewerkschaften arbeiten nicht mehr so eng mit der sozialen Partei zusammen, das heißt der Nachwuchs aus den Reihen der jungen Menschen fehlt und so schwindet die Mitgliederanzahl der SPD zusehends. Rot-Grün war für viele Wähler früher eine echte Option, doch inzwischen besitzen beide Parteien zu wenig Stimmen, um eine Regierung zu bilden.
Sowohl Sozialdemokraten als auch Union sind geschwächt und die Tendenz, dass Parteien wie die AfD davon profitieren ist bedenklich.

Die GroKo Verhandlungen dauern an

Obwohl noch längst nicht alles in trockenen Tüchern ist, ist die zukünftige Regierung Deutschlands wohl auf einem guten Weg. Immerhin finden Gespräche statt, Kompromissbereitschaft wird signalisiert und man ist sich wohl einig, dass es nur einen Weg gibt eine Regierung zu bilden – nämlich indem doch wieder eine große Koalition zwischen SPD und CDU/CSU zustande kommt.

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