Das offizielle Referendum hatte Madrid zwar untersagt, die Katalanen haben jedoch symbolisch abgestimmt. Ein Großteil sprach sich für die Unabhängigkeit Kataloniens aus. Welche Folgen hätte diese?
Die Wirtschaft leidet stark
Spanien zählt zu den besonders schnell wachsenden europäischen Volkswirtschaften. Wird eine Unabhängigkeitserklärung Kataloniens tatsächlich einseitig absolviert, kommt es in dieser Hinsicht zu besonders starken Konsequenzen. Wie sieht es mit den Zöllen aus? Wie gestaltet sich der Waren- und Dienstleistungsverkehr mit dem restlichen Spanien?
Bei einer möglichen Unabhängigkeit Kataloniens kann damit gerechnet werden, dass Unternehmen ihren Sitz dort abziehen und nach Spanien verlegen. Formaljuristisch kann diese Verlegung leicht bewerkstelligt werden, sie löst aber nicht unbedingt das Thema der steuerlichen Betriebsstätten. Nicht allein ausländische Unternehmen denken über solch einen Standortwechsel nach.
Viele Firmen, die aus Katalonien heraus spanische und internationale Märkte beliefern, erwägen solch eine Vorgehensweise. Die Bedeutung der katalonischen Wirtschaft zeigen vor allem drei Zahlen.
- Katalonien hat 7,5 Millionen Einwohner.
- Das Bruttoinlandsprodukt des Landes beträgt 200 Milliarden Euro.
- Das sind ganze 20 Prozent das spanischen Bruttoinlandsproduktes.
Ein neuer Weg zur EU
Fast sämtliche katalanischen Parteien, sogar die Separatisten, möchten in der EU bleiben. Die Führung der EU warnte aber davor, dass im Falle der Unabhängigkeit Kataloniens die EU-Mitgliedschaft automatisch beendet wäre. Das unabhängige Katalonien hätte zudem riesige Schwierigkeiten, von den anderen Ländern eine Anerkennung zu bekommen. In Europa wäre kaum jemand an der Abspaltung interessiert. Es würde eine lange Zeit dauern, bis die EU das neue Land aufnimmt.
Das hängt vor allem von der Zustimmung Spaniens ab. Allerdings sollte in diesem Zusammenhang neu überdacht werden, wie die EU zu Unabhängigkeiten steht. Der Drang zur Abspaltung besteht in einigen Gebieten, auf die Dauer kann man diesem nicht nur mit Härte und strikter Ablehnung begegnen. Das Phänomen liegt auch in der Geschichte Europas begründet, welches immer schon aus vielen Staaten bestand. Je strenger die EU hier reagiert, desto weniger wird sie akzeptiert.
Video: Katalonien: Wie geht es weiter?
Der Euro bleibt Zahlungsmittel
Katalonien könnte den Euro weiterhin als Zahlungsmittel nutzen. Ähnlich geschieht das in Kosovo oder Montenegro. Beide gehören nicht der EU an. Ein unabhängiges Katalonien besitzt jedoch keinen Einfluss auf die Währungspolitik der Euro-Staaten, das könnte große Konfliktgefahr bieten. Weiterhin liefe es Gefahr, von der Europäischen Zentralbank keine Kredite zu bekommen. Investitionen blieben aus, eine gute Zukunft des Landes wäre in Gefahr. Ob die Katalanen an eine eigene Währung denken? Sie könnten ihnen durchaus Vorteile bieten, das Land wäre unabhängiger vom Rest Europas.
Ein Umdenken bei der EU?
Gravierende wirtschaftliche Folgen begleiten eine eventuelle Unabhängigkeit Kataloniens. Die EU-Mitgliedschaft endet wahrscheinlich mit der Abspaltung von Spanien. Allerdings muss die EU ihr gesamtes Verhalten neu überdenken, weil immer mehr regionale Identitäten Europas nach Eigenverwaltung streben. Die Vorgänge in Katalonien könnten ein Auslöser dafür sein.
Titelbild: ©istock.com – Uldis Zile
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