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Eichamt kennt keinen Euro: Wie ist unser Geld definiert?

Wie ist unser Geld definiert?

In den täglichen Meldungen finden sich derzeit immer wieder Schlagzeilen, die suggerieren: Schon wieder ist der Euro gegenüber dem Dollar schwächer geworden und notiert nur noch bei …. Dollar. Damit wird auf einen Schlag klar, dass es einen wesentlichen Unterschied von Geld zu den physischen Maßeinheiten wie Gewichten (Kilogramm, Gramm) oder Geschwindigkeiten (wie Kilometer pro Stunde) gibt! Der Wert eines Euro lässt sich also nicht genauso exakt bestimmen wie die physikalischen Messgrößen. Ein Blick auf die Arbeit des Eichamtes zeigt uns, wo dieses Amt ihr segensreiches Wirken entfalten kann und welchen Einfluss es bei der Bewertung von Währungen wie dem Euro haben kann.

Mogelpackungen und falsche Waagen haben beim Eichamt keine Chance

Beim täglichen Einkauf im Supermarkt begegnet uns allen das Eichamt in einer sehr indirekten Form: Auf den Waagen für Wurst oder Obst findet sich eine Plakette, auf der geeicht bis steht. Damit zeigt die Waage auch nur dann tatsächlich 100 Gramm an, wenn auch 100 Gramm Waren auf dieser liegen. Das Eichamt geht sehr gründlich vor und weist auch darauf hin, dass Produktverpackungen nicht zum Wareninhalt oder zum zu bezahlenden Gewicht gehören.

Wird Wurst in vergleichsweise schweres Wachspapier eingepackt, so muss der Verkäufer dieses Gewicht abziehen. Dies geschieht durch das Drücken der sogenannten tara-Taste, die die Waage nach Auflegen dieses Papiers wieder auf Null stellt. Manche Metzgereien oder Lebensmittelgeschäfte stellen auch die Grundeinstellung der Waage auf -0,002 Kg an um zu zeigen: Hier wird fair abgerechnet. Insbesondere bei Pralinen wird die Verpackung ansonsten zum vergleichsweise hohen Kilopreis mitgewogen anstatt diese entweder gratis abzugeben oder separat zu berechnen.

Das Eichamt prüft stichprobenweise sowohl bei Ladengeschäften alle genutzten offenen Waagen. Darüber hinaus liegt ein Schwerpunkt bei denjenigen Produkten, die die Verbraucherinnen und Verbraucher abgepackt kaufen. Messungen zeigen ob die angebene Füllgewichte auch tatsächlich erreicht werden oder ob Kunden hier übervorteilt werden.

Video: Der EURO-Schein trügt

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Beim schwankenden Währungswert hat das Eichamt leider keine Mess-Chancen

Leider kann das Eichamt den Wert des Euros nicht bestimmen. Der Grund dafür ist, dass es keine staatliche verordneten Preise – also Umrechnungskurse von Euro in Standardwaren gibt! Eine Messung, dass ein Euro immer und exakt den gleichen Gegenwert haben würde, scheitert leider an der Funktion des Euros als Universalzahlungsmittel. Zudem sind die privaten Unternehmen in ihrer Preisgestaltung ziemlich frei, wenn sie nicht die Unkenntnis oder Wehrlosigkeit der Verbraucherinnen und Verbraucher nutzen. In diesem Fall könnte bloß die Justiz wegen offensichtlichem Wucher einschreiten.

Da es eine Unzahl von täglichen Preisänderungen und auch neuen Waren und Dienstleistungen gibt, hilft hier das Eichamt leider nicht weiter. Allerdings gibt es verschiedene Betrachtungsweisen innerhalb der Wirtschaftswissenschaften die Geld und die Entscheidungen in der Volkswirtschaft aufgrund verschiedener Betrachtungsweisen zu erklären suchen.

Die österreichische Schule der Nationalökonomie weist Zeitreihen eine geringe Bedeutung zu

Die österreichische Schule der Nationalökonomie sieht die Entscheidungen der Wirtschaftssubjekte (also auch der Verbraucher) nicht als Bestandteil eines langfristigen Trends. Vielmehr entscheidet jedes Wirtschaftssubjekt rational und auch nach der eigenen Nutzenmaximierung. In der Folge kann es auch keinen einheitlichen Nutzenwert für jeden Euro geben, denn dieser ist für jeden Wirtschaftsteilnehmer unterschiedlich. Dies steht in krassem Widerspruch zur klassischen Betrachtungsweise, die auch durch langfristige Zeitreihen und Indikatoren gestützt wird: Hier werden Produktpreise und Inflationswerte über einen längeren Zeitraum fortgeschrieben.

So dass der Euro zwar kein Gewicht in Kilo und keine physische Maßeinheit hat, aber doch irgendwie ein Maß für die Kaufkraft gefunden wird. Preise haben demnach eine Zuordnungs-Wirkung und sorgen für die richtigen Produktions- und Verbrauchsanreize.


Jeder dessen Einkommen plötzlich aufgrund einer Gehaltserhöhung oder vielleicht auch eines einmaligen Gewinns steigt, sieht dann ganz neue Konsum- und Ausgabemöglichkeiten. Der Grundbedarf ist vielleicht schon gedeckt, nunmehr steht der Einkauf von Luxusgütern und dass sich etwas gönnen im Vordergrund. Der erste in einem Monat verdiente Euro hat deshalb ein ganz anderes Gewicht und Kaufkraft als diese zusätzlichen Euro.

Aus diesen Gründen gibt es leider keine Möglichkeit für das Eichamt, einen Währungswert feststellen zu können. Der Wert und das emotionale Gewicht finden sich also im Denken und im Kopf jedes einzelnen Wirtschaftsteilnehmers.

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