Jahrzehntelang genoss die japanische Wirtschaft im Bezug auf die Produkte und die Wachstumsraten einen hervorragenden Ruf. In den letzten Jahren verschoben sich aber die Gewichte wieder Richtung USA und auch China, Ökonomen hofften dass Japan aufholen würde. Die aktuellen Zahlen lassen aber befürchten, dass dem Land die Rückkehr zu einem nachhaltigen Wachstumspfad – anders als erwartet – nicht so leicht gelingen wird.
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Die Zahlungsbilanz wird durch die Energieeinfuhren enorm belastet
Einer der Gründe, warum der Wohlstand in Japan im Moment nur sehr langsam steigt ist immer noch die Reaktorkatastrophe von Fukushima. Wie verschiedene Medien übereinstimmend berichten wären immer noch alle japanischen Kernkraftwerke abgeschaltet, so dass das Land überwiegend von Brennstoffimporten abhängig wäre. Das Bruttoinlandsprodukt ist im vierten Quartal 2013 nach Abzug der Preissteigerungsrate um einen Wert gestiegen, der auf das Jahr hoch gerechnet nur noch einem Wachstum von 0,7 % entspricht.
Damit befindet sich Japan wieder inmitten einer Stagnation anstatt auf einem Wachstumspfad voranzuschreiten. Neben der starken Belastung der japanischen Zahlungsbilanz durch die Energieeinfuhren ist es der private Verbrauch, der keine Wachstumsstütze darstellt.
Privathaushalte steigerten die Ausgaben im Jahresvergleich lediglich um 1,1 %
In den meisten entwickelten Volkswirtschaften ist im Gegensatz zu einer staatsgelenkten Wirtschaft der private Konsum einer der Wachstumstreiber. Zur Beschreibung der wirtschaftlichen Entwicklung lohnt sich deshalb ein Blick auf die Einkommensentwicklung des letzten Quartals oder besser des letzten Jahres. Nach Angaben der japanischen Statistikbehörden wären die zur Verfügung stehenden Einkommen lediglich um 1,1 Prozent (noch nicht preisbereinigt) gestiegen.
Damit können die privaten Verbraucher keine eigenständigen Wachstumsimpulse setzen. Am auffälligsten wird das fehlende Vertrauen in die Zukunft, wenn die Ausgabenkategorie für Bildung als Indikator herangezogen wird. Hier gaben die Verbraucher 11,8 % weniger aus, so dass der Bildungssektor einen Einnahmenverlust bei privaten Kunden von beinahe jedem 8. Yen hinnehmen musste.
Trend zum Internet teilweise verschlafen
Wer sich die japanische Industrie im Detail ansieht, der wird sehr schnell technologische Stärke und einen hohen Weltmarktanteil bei vielen neuen Produkten finden: Im Bereich Unterhaltungselektronik, Photographie und Büroausstattung nimmt das Land eine Führungsrolle ein.
Allerdings gab es in den letzten Jahren eine Abflachung der Innovationsrate: Im Bereich der Internet-Software und auch Hardware-Lösungen ist die Industrie nicht führend und muss die enormen Wachstumsraten in diesem innovativen Markt Unternehmen wie Facebook und Google oder auch Cisco überlassen.
Deshalb wird sich auch dieses Jahr die Frage stellen, wie das Land aus dem Stagnationspfad herauskommen und Wachstum generieren soll.
Die Herausforderung gesättigter Märkte und stagnierender Bevölkerungszahl meistern
Einen wesentlichen Einfluss auf das zukünftige Wachstum des Landes dürfte neben der Frage der Inbetriebnahme der Atomkraftwerke auch sein, wie die Regierung die Herausforderungen gesättigter Märkte annehmen und meistern wird. Kann das legendäre „Ministerium for Industry and Trade“ die Wirtschaft in der Art und Weise fördern, dass die Exporte mehr als die Importe steigen?
Desweiteren wird die Politik der Notenbank entscheidend dafür sein, wie viel Wohlstand die Bevölkerung in den nächsten Jahren genießen kann. Wer sich zurückerinnert, der wird sehr schnell feststellen: Die Niedrigzinsphase nahm hier ihren Ausgang und darf zu Recht als zweischneidiges Samurai-Schwert bezeichnet werden. Einerseits sinken zwar die Finanzierungskosten für die Unternehmen, andererseits können die Privathaushalte kaum eigene Zinsen generieren und für den Konsum ausgeben.
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