Insbesondere vor den Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank waren Fremdwährungskredite sehr beliebt. Private Immobilienbesitzer finanzierten damit den Traum von den eigenen vier Wänden und erhofften sich Einsparungen beispielsweise durch ein günstigeres Zinsniveau in der Schweiz. Der großen Chance der Zinseinsparung steht allerdings das Risiko einer nachteiligen Veränderung der Fremdwährung gegenüber. Deshalb lohnt es sich über die beiden Chancen-/Risikokomponenten beim Kredit Fremdwährung näher zu betrachten: Die Wechselkursentwicklung und die Zinsdifferenz.

Die Wechselkursentwicklung entscheidet im Nachhinein über die Sinnhaftigkeit

Jeder Kredit Fremdwährung enthält im Gegensatz zu einem Kredit in Inlandswährung auch eine bestimmte spekulative Komponente. Eine Immobilienfinanzierung oder ein langfristiger Kredit wird zum vollen Wert in der Fremdwährung (wie beispielsweise dem Schweizer Franken, US-Dollar oder japanischen Yen) aufgenommen und steht zu diesem Zeitpunkt als Soll auf dem Kreditkonto. Die Auszahlung erfolgt nach der Umrechnung in der Heimatwährung Euro. Ab diesem Zeitpunkt steht der Kreditnehmer voll im Risiko und kann auch die Chancen einer positiven Währungsentwicklung voll wahrnehmen.

Rechnen Sie einmal mit einem Extrembeispiel einer gegenüber dem EURO schwachen Währung. Ein Kreditnehmer nimmt heute 50.000 Euro auf und bereits im ersten Jahr sinkt die Fremdwährung wegen einer Abwertung auf die Hälfte. Dann steht zwar immer noch der fast ähnliche Fremdwährungswert abzüglich der 12 Monatsraten und zuzüglich der Zinsen auf dem Kreditkonto. Eine Rückzahlung wird aber leichter, da der Kreditnehmer nur noch halb so viele Euro für seinen Kreditbetrag zurückzahlen muss. Wenn der Euro aber schwächer wird – wie in Kapitel 3 gezeigt – dann zahlt der Kreditnehmer mehr zurück.

Beim Kredit Fremdwährung kann leider erst mit Zeitablauf gesagt werden ob dieser im Gegensatz zum inländischen Kredit günstiger gewesen war. Basis jeder Kreditentscheidung ist also das Bilden einer eigenen Meinung zur Wirtschaftsentwicklung im eigenen Land gegenüber dem Fremdwährungsland.

Video: Baufinanzierung mit Fremdwährungskrediten

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Nur bei einer hohen Zinsdifferenz bietet der Kredit Fremdwährung Chancen

Das historische Zinstief lässt alle Immobilienbesitzer, die eine Anschlußfinanzierung verhandeln oder einen neuen Kredit abschließen, aufatmen: Immobilienkredite in Euro sind mit derzeit weit unter 2 % effektivem Jahreszins so günstig wie lange nicht mehr – wie der Immobilienkreditrechner eine süddeutschen Großbank heute bewies. Deshalb lässt sich der Vorteil eines Kredits in Schweizer Franken im Moment leider nur eher theoretisch beleuchten: Bei einer regional vertretenen Bankengruppe werden Kredite in Schweizer Franken mit ähnlicher Zinsbindung mit 1,20 % effektivem Jahreszins angeboten. Volksabstimmung in der Schweiz

Der Kredit Fremdwährung in Schweizer Franken ist also immer dann günstiger, wenn der Zinsvorteil des Schweizer Frankens pro Jahr größer ist als eine mögliche Abwertung des Euros. Wenn Sie einmal mit 2 % glatt gegenüber 1,20 % rechnen, dann bietet eine 50.000 Euro Immobilienfinanzierung einen Vorteil von 0,8 % im ersten Jahr – also knapp unter 400 Euro. Dieser Zinseinsparung von knapp über 33 Euro im Monat steht aber das Währungsrisiko gegenüber. Deshalb wird der Kredit Fremdwährung auch meist eher in einer Hochzinsphase nachgefragt: Dort ist die Zinsdifferenz – also die garantierte Einsparung – bei gleichem Währungsrisiko um ein Vielfaches höher.

Seit einigen Jahren rückläufige Kreditvolumina

Insbesondere in den westlichen Bundesländern Österreichs waren die Fremdwährungskredite in Schweizer Franken sehr beliebt. Die Häuslebauer konnten die Kredite anfänglich wesentlich schneller tilgen, da die Zinsen niedriger waren und damit bei gleicher Monatsrate mehr Beträge zur Rückzahlung verwendet werden konnten. Allerdings begannen viele bereits in den Jahren ab 2007 bis 2010 aus dieser Finanzierung auszusteigen: Grund war eine Schwächephase des Euros, der die noch offenstehenden Salden in Schweizer Franken stetig aufwertete. Deshalb schließen derzeit auch wesentlich weniger Menschen einen Fremdwährungskredit neu ab als früher.

Deutlich wurde der Wertverfall des Euros gegenüber dem Schweizer Franken insbesondere letzte Woche, als die Kursbindung zum Euro aufgehoben wurde.

Der Schweizer Franken gewann über Nacht beinahe 20 % an Wert. Ein Kurs von fast gleichbleibende 1,20 Schweizer Franken bedeutete bei einem noch offenen Immobiliendarlehen von 30.000 Franken einen Euro-Gegenwert von knapp über 25.000 Euro. Am Tag nach der überraschenden Entscheidung der Schweizer Nationalbank zur Kursfreigabe stand derselbe Kredit Fremdwährung plötzlich rechnerisch bei einem Kurs von 0,99 Schweizer Franken pro Euro mit 30.300 Euro im Soll. Dieses extreme Beispiel einer plötzlichen Abwertung zeigt das bereits im ersten Abschnitt beschriebene Fremdwährungsrisiko auf drastische Weise.

Berater Tipp

Fremdwährungskredite werden voraussichtlich erst 2017 wieder attraktiv

Am 22.01.2015 gab die Europäische Zentralbank ein bis mindestens zum Herbst 2016 dauerndes Ankaufprogramm für Staatsanleihen im Wert von monatlich 60 Milliarden Euro bekannt. Damit können sich Staaten weiterhin sehr günstig finanzieren, weshalb sich Zinssteigerungen in Grenzen halten dürfen. Da sich auch die Banken weiterhin sehr günstig bei der EZB refinanzieren können werden sich die meisten Kreditnehmer wohl nach einer Immobilienfinanzierung im Inland umsehen. Der Kredit Fremdwährung in anderen Währungspaaren bleibt aber dennoch attraktiv, wenn der Kreditnehmer persönlich von einer Abwertung des Eurogegenüber der Kreditwährung ausgeht.

Ebenfalls interessant: Kredite für Hausbesitzer: Umschuldung oder Anschlussfinanzierung lohnen sich

Titelbild: © iStock.com/filmfoto
Textbild: © iStock.com/swisshippo