Innerhalb von lediglich 10 Jahren hat die USA ihre Produktion von Erdöl nahezu verdoppelt und ist auf den ersten Platz der Förderländer aufgestiegen. Nun spekulieren Anleger jedoch auf einen deutlichen Rückgang, der durch die sinkenden Lagerkapazitäten angezeigt wird. Einer der Gründe ist der deutliche Preisverfall.
USA sind zum Exporteur aufgestiegen
Noch im Jahre 2010 haben die USA mehr als doppelt soviel Erdöl verbraucht, als in demselben Zeitraum innerhalb der Landesgrenzen gefördert wurde. Damals standen 340 Millionen Tonnen ein Bedarf von mehr als 839 Millionen Tonnen gegenüber – insgesamt waren dies beinahe 21 % des weltweiten Bedarfs. Seit der Beginn der Ölförderung mittels dem Hydraulic Fracturing – in Deutschland meist als Fracking bekannt – haben die Vereinigten Staaten sich weltweit von Ölförderländern unabhängig gemacht.
Mittlerweile übersteigt die Produktion sogar den heimischen Bedarf: Am 20. Januar 2016 legte der erste Tanker seit Jahrzehnten in Europa an, der Rohöl aus den Vereinigten Staaten exportierte. Vorher hat das Land allerdings erst einmal seine eigenen Lager bis zum Rand gefüllt – die Kapazitäten sind allein in den vergangenen um nahezu 80 % angestiegen.
Ausreichend Reserven für einen langen Zeitraum
Trotz seines enormen Bedarfs haben die USA die Lagerung lange Zeit vernachlässigt und konnte sich auf dauerhafte und zuverlässige Lieferung besonders aus dem Mittleren Osten verlassen. Von 1982 bis 2012 lagen die Kapazitäten nahezu konstant bei einer Menge von etwa 350.000 Barrel im Jahresdurchschnitt. Zwischen 2013 und 2015 haben sie sich jedoch auf knapp 550.000 Barrel erhöht und sind dabei nahezu konstant angestiegen. Erst seit September 2016 zeichnet sich langsam ein Rückgang ab. Dahinter steht allerdings kein erhöhter Verbrauch, sondern in erster Linie ein mittelfristiges Sinken der Fördermengen und ein zunehmender Export.
Der Ölpreis ist für viele Länder ein Problem
Der Ölpreis gilt als einer der wichtigen Indikatoren für den Zustand der Weltwirtschaft. Es handelt sich bei Erdöl immerhin um die weltweit am häufigsten gehandelte Ware und einen sehr wichtigen Rohstoff für zahlreiche Industriezweige. Nicht zuletzt wegen des enormen Ausbaus der Fördermengen in den USA ist der Preis jedoch seit 2014 eingebrochen. Von einer Spitze von 110 US-Dollar sank er zeitweilig auf unter 30 US-Dollar und hielt sich dauerhaft deutlich unter 50 US-Dollar. Das hat nicht allein in vielen Staaten zu Problemen geführt, deren Export in erster Linie aus Erdöl besteht. Auch das vergleichsweise teure Fracking in den USA ist somit längst nicht mehr so rentabel wie früher. Obwohl ein Senken der Förderquoten durch die OPEC als unwahrscheinlich angesehen wird, rechnen Anleger deshalb mit einer Verknappung des Angebots.
Mittelfristige Entwicklung ist nicht abzusehen
Viele Experten gehen erst einmal davon aus, dass sich der Trend fortsetzen wird. Wegen einer niedrigeren Förderung und einem erhöhten Verbrauch in den Wintermonaten war schon länger auf einen langsamen Rückgang der Reserven spekuliert worden. Entscheidender als das kurzfristige Sinken der US-amerikanischen Lagerkapazitäten sind deshalb technische, wirtschaftliche und politische Entwicklungen.
Video: Schmutziges Geschäft oder Energiewunder?: Erdöl-Fracking in den USA
Titelbild: ©istock.com – Dmytro Bershadskyy
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