Heute jährt sich der Tag der Wiedervereinigung zum 27. Mal. Was bedeutet der Tag der deutschen Einheit?
Ein Ausflug in die Geschichte
Vom 28.11.-1.12.1943 trafen sich Roosevelt, Churchill und Stalin in der sowjetischen Botschaft in Teheran, um die weitere Kriegsstrategie und die Zeit nach dem Alliiertensieg zu planen. Die Nachkriegspläne sahen eine Teilung Deutschlands vor. Die Amerikaner forderten fünf autonome Einzelstaaten und eine internationale Verwaltung strategisch wichtiger Gebiete um Hamburg, Kiel, Ruhr und Saar. Churchill favorisierte eine Nord-Südteilung und Stalin erwies sich als entschiedener Verfechter einer Zerschlagung Deutschlands.
Man einigte sich auf eine Aufteilung in Protektorate. Nach Kriegsende wurde eine eventuelle, von Deutschland ausgehende Bedrohung als unwahrscheinlich erachtet. Stattdessen traten die Ost-West-Konflikte, später als Kalter Krieg bezeichnet, klar zutage. Im Interesse der Westalliierten stand ein stabiles Deutschland als Bollwerk gegen die Ausbreitungsbestrebungen der Sowjetunion und des Kommunismus. Stalin hatte ebenfalls kein Interesse mehr an einer Teilung Deutschlands. Dennoch wurde 1945 bei der Jalta-Konferenz offiziell an den Plänen festgehalten und Frankreich als vierte Besatzungsmacht eingesetzt. Es folgte eine Einteilung in vier Besatzungszonen und ein Berlin der vier Sektoren.
Eiserner Vorhang und Berliner Mauer
Die innerdeutsche Grenze verlief vom Dreiländereck Bayern, Sachsen, Böhmen bis zur Lübecker Bucht. Die Entwicklung wurde als Provisorium betrachtet, denn es existierte kein Friedensvertrag, keine gesamtdeutsche Regierung und die staatsrechtliche Einheit wurde nie aufgehoben. De facto distanzierte sich die DDR-Führung von dieser Auffassung, nicht zuletzt auf Druck aus der Sowjetunion. 1972 erkannte die Bundesrepublik die DDR staatsrechtlich an, eine völkerrechtliche Anerkennung erfolgte nie, dies hätte dem Wiedervereinigungsgebot des Grundgesetzes widersprochen.
Mit der DDR-Gründung setzten Fluchtbewegungen ein. 1952 wurde in der DDR begonnen, die innerdeutsche Grenze zu sichern, Sperrzonen einzurichten und Grenzgebietsbewohner zwangsumzusiedeln. Ein antistalinistischer Aufstand der DDR-Bevölkerung am 17. Juni 1953 wurde vom sowjetischen Militär niedergeschlagen, 34 Menschen kamen ums Leben. Von 1954-1990 war der 17. Juni als „Tag der deutschen Einheit“ der Nationalfeiertag der Bundesrepublik. Am 13.8.1961 folgte der Mauerbau, ein gigantisches Symbol für den Kalten Krieg.
Die friedliche Revolution 1989-1990
Gorbatschow forcierte die Öffnung der Sowjetunion und verzichtet zunehmend auf die sowjetische Dominanz in Osteuropa. Das Scheitern der Zentralverwaltungswirtschaft, die Staatsverschuldung und die Reformbewegungen in Nachbarländern führten zu einer Massenflucht von DDR-Bürgern und einer rasant wachsenden Protestbewegung. Am 4.+ 5.10.1989 kam es am Bahnhof Plauen zu einem Massenauflauf, als ganze Betriebe einem Richtung Bundesrepublik durchfahrenden Flüchtlingszug zuwinkten. Die Versammlung wurde gewaltsam aufgelöst.
Die Feierlichkeiten zum 40. Jahrestag der DDR am 7.10.1989 gerieten zum Fiasko. Sprechchöre in den Reihen der Paraden forderten „Gorbatschow hilf!“ und abseits der offiziellen Jubiläumsfeier kam es zu protestgeladenen Demonstrationen. Die Montagsdemonstration in Leipzig am 9. Oktober 1989, sollte durch ein Aufgebot von 13.000 Einsatzkräften kontrolliert werden, diese wurden jedoch von den Massen überrollt. Zunehmend überfordert, öffnete die isolierte und ideologisch verhärtete SED-Führung am 9. November 1989 die Berliner Mauer. Am 3. Oktober 1990 erfolgte der Beitritt der DDR zur Bundesrepublik.
Video: Tagesschau vom 10. November 1989
Was bedeutet der Tag der deutschen Einheit?
Trotz aller Schwierigkeiten, die im Rahmen der Wiedervereinigung aufgetreten und nicht gänzlich überwunden sind, setzt dieser Tag der deutschen Einheit ein Ausrufezeichen hinter die friedlichen Bemühungen von Generationen, den Mut der Demonstranten und das Geschick vieler Politiker. Und er steht als Schlusspunkt hinter dem unsäglichen Leid, das deutsche Unrechtsregime über die Menschen gebracht haben.
Titelbild: ©istock.com – nito100
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