Es ist gerade einmal ein Jahr her, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel eine beeindruckende Entscheidung getroffen hat, um das Leid der Flüchtlinge in den Transitländern zu vermindern: Für Tausende an einem ungarischen Bahnhof festsitzende Flüchtlinge aus Kriegsgebieten wurden die Grenzen geöffnet, obwohl die europäischen Asylstandards eigentlich die Beantragung im ersten EU-Land vorsehen, in dem der Flüchtling in Europa ankommt. Das Wunder vom 5. September und eine Willkommenskultur verblassten sehr schnell, als immer wieder begründete oder unbegründete finanzielle Auswirkungen von interessierten Kreisen kommuniziert worden sind.

Große Bandbreite der Zahlenangaben zwischen 8 und 20 Milliarden Euro pro Jahr

In den Nachrichten und in der Tagespresse werden immer wieder sehr erstaunliche Beträge genannt, die zudem auch eine hohe Schwankungsbreite haben. Die Angaben reichen dabei von Einzelzahlen wie dem Zuschuß des Bundes an die Länder bis hin zu einer Kostenprojektion von 20 Milliarden pro Jahr.

Aus der Sicht der Finanz- und Wirtschaftswissenschaft tendiert die Aussagekraft dieser Zahl allerdings gegen Null. Und dies aus verschiedenen Gründen: Zuerst einmal bekommen das Geld nicht „die Flüchtlinge„, sondern mehrheitlich im Inland ansässige Dienstleister. Die beispielsweise die neuen Unterkünfte erstellen, Sach- und Personalleistungen erbringen.

Da es sich mehrheitlich nicht um Kleinunternehmer handelt fließen gleich bei Rechnungsbezahlung je nach Mehrwertsteuersatz 7 bis 19 % zurück an den Staat. Damit ist die „Netto-Belastung“ für den Staat schon bei der Betrachtung auch nur des ersten Monats wesentlich geringer.

Darüber hinaus wird Einkommen geschaffen und der Wirtschaftskreislauf angeschoben. Im Endeffekt wird sich deshalb nur eine sehr marginale Belastung für den Bundeshaushalt und die Menschen ergeben.

„Wir schaffen das!“ – Mehr politische denn finanzielle Sprengkraft

Isoliert betrachtet ist der finanzielle Teil der Auswirkungen des Satzes „Wir schaffen das!“ wirklich überschaubar. Angesichts eines staatlichen Gesamthaushaltes von über 300 Milliarden Euro scheint eine Bandbreite irgendwo zwischen 10 und 20 Milliarden Euro pro Jahr durchaus verkraftbar.

Insbesondere dann, wenn Sie diesen Zahlenwert mit dem vergleichen für was die Menschen sonst so Geld ausgeben. Selbst bei Kosten am oberen Ende der genannten Bandbreite bleiben bei etwa 82 Millionen Bevölkerung lediglich knapp über 240 Euro pro Jahr und im Inland wohnenden Menschen hängen.

Pro Monat also gerade einmal 20 Euro, um für Demokratie einzutreten und den Kriegsopfern einen würdigen Start in ein neues Zuhause zu ermöglichen. Deshalb lohnt sich der Blick eher auch auf die politische Sprengkraft: Die Flüchtlinge werden von interessierten Kreisen gerne genutzt die ganze Demokratie in Frage zu stellen. Darauf sollte insbesondere vor den anstehenden Landtagswahlen geachtet werden!

Video: Hart aber fair 05.09.2016 | „Fluchtpunkt Deutschland – hat Merkel ihre Bürger überfordert?“

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Flüchtlingskosten werden unverzüglich zur Friedensdividende

Die Kosten für die Rettung der Menschen vor Verfolgung und Kriegssituationen werden auch durch einen Vergleich deutlich wofür Deutschland sonst noch Geld ausgibt. Die öffentlich geförderte Bundeszentrale für politische Bildung gibt die Nettobeiträge Deutschlands für die EU für das Jahr 2014 mit über 15 Milliarden Euro an.

Im Klartext gesprochen bedeutet dies: Für stets neue bürokratische Regelungen und das Ziel der Regionalförderung der über 20 Netto-Empfängerländer der EU gibt Deutschland mehr Geld aus als für die Rettung der aus der Heimat vertriebenen Menschen.

Darüber hinaus zeigt der Bevölkerungszuwachs noch etwas an: Es kann durchaus auch kostengünstiger gebaut werden, wenn im Baurecht und bei den Energiesparmaßnahmen bzw. der Gebäudedämmung wieder der gesunde Menschenverstand regiert. In diesem Sinne können sich die anfangs geleisteten Zahlungen auch in einen positiven Saldo verändern: Die Flüchtlinge bringen die eigenen Gedanken und die Wertschätzung für Freiheit und Demokratie mit ein.

Und zeigen, dass es einen optimalen Regulierungsgrad gibt, der mit den heute in der EU geltenden komplexen Regelungen nichts zu tun hat. Zumal erst kürzlich aufgefallen ist, dass die meisten europäischen Staaten ihren Verpflichtungen gar nicht nachkommen.

Berater Tipp

Demokratie ist kein Kontoauszug – ein Blick in die Zukunft

Sicherlich wird sich schon bald die Aufregung über die angeblich hohen Flüchtlingskosten legen. Momentan sieht es zwar so aus, als wenn die Bundeskanzlerin ein Meinungstief durchschreiten müsste. Dies liegt aber daran, dass auf dem Rücken der großzügigen Politik alte Streitigkeiten ausgetragen werden.

Im Endeffekt werden wir alle aber schon bald eine deutliche Verjüngung im Land und den Bevölkerungszuwachs spüren. Die ungewohnte Situation des Bevölkerungswachstums ist übrigens für viele Staaten gar nichts Ungewöhnliches!

Deshalb sollte zwar weiterhin darauf geachtet werden, dass die Kosten nicht aus dem Ruder laufen. Allerdings ist die Demokratie kein Kontoauszug, in dem Nutzen und Kosten von Menschen abgewogen werden sollten.

Irgendetwas wie eine christlich-europäische Wertegemeinschaft und die Demokratie sollten immer im Vordergrund stehen. Vielleicht sollten wir eher den offenen Begriff des „Schmelztiegels der Nationen“ und des „Voneinander Lernens“ anstatt das belastete Wort der Integration verwenden?

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